Brigitte Hutt - IT-Beraterin und Autorin

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der (Puzzle-)Teil und das Ganze

pars pro toto

Gesellschaftliche Umschwünge und Wellen bringen ein interessantes Sprachphänomen hervor: Ein die Situation für Eingeweihte beschreibendes Wort, ein "pars pro toto", kristallisiert sich heraus, wird eigenständig benutzt und zu einem neuen (gern falsch verstandenen) Totum.

Beispiele gefällig?

In den 1960ern entstand "der Transistor" als Bezeichnung für tragbare Radios. Da war ein solcher schon in unendlich vielen anderen Geräten verbaut. Aber dass "Trans" mit "Tragen" zu tun haben könnte, ließ die Kurzform unsterblich werden. Zumindest für ein paar Jahrzehnte.

Nach der Katastrophe im Kernkraftwerk von Tschernobyl, als alle Angst vor atomarer Verseuchung hatten, wurde das Wort "Atom" zu einer Beschreibung für etwas grundsätzlich Gefährliches. "Die Atomwolke" - klar, auch eine Wolke besteht aus Atomen. Wir auch. Das Radio auch.

Im Zuge der zunehmend perfektionierten Gentechnologie, die ebenfalls eine diffuse Angst vor Gefahren heraufbeschwor (und immer noch beschwört), wurde "Gen" etwas Negatives. Was wären wir ohne unsere Gene!

Über das oder den Virus mit Eigenleben seit 2020 will ich hier gar nicht reden.

Und jetzt die Künstliche Intelligenz. Zahllose Medien ergehen sich in noch zahlloseren Artikeln darüber, dass da Algorithmen am Werk sind, in der Regel undurchschaubar für uns Anwender*innen. "Der Algorithmus" liegt der KI zugrunde, der Algorithmus ist unser Feind - und zugleich unser Kommunikationspartner. Auch Multiplizieren und Dividieren beruhen auf Algorithmen, aber wer kann das heute noch?

Fazit: Wenn wieder einmal ein altes Wort in einem neuen Zusammenhang auftaucht und dabei zusammenhanglos wird, dann geht wieder eine Welle durch die Gesellschaft.

© Brigitte Hutt 2025


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