... First
Gesellschaftlicher Egoismus ist weder neu in dieser Zeit der Ansteckungsgefahr, noch ist er damit ausgemerzt. Ein allgemeines "Ich zuerst" und "die meinen zuerst" ist schon seit langem zu beobachten (oder gar immer schon? Ich weiß es nicht).
Habe ich schon vor 30 Jahren gehört: "Wenn mein kleiner Sohn auf dem Gehsteig radeln muss, kann mich niemand zwingen, auf der Straße zu fahren", habe ich in der Vergangenheit erlebt, dass jemand die Tür einer U-Bahn versperrt hat, um sich, seinen Rucksack oder seine Begleitung hineinzuziehen (ungeachtet der Tatsache, dass damit eine Verspätung entstehen kann, an jeder Station eine neue, und Hunderte das aushalten müssen), so erlebe ich es jetzt, dass zwar Personen, die einzeln unterwegs sind, sich behutsam aus dem Weg gehen, aber wenn mehrere zusammen sind, läuft es anders.
Natürlich gehe ich neben meiner Frau. Natürlich gehen wir zwei Mütter mit unseren Kinderwagen nebeneinander. Natürlich weiche ich nicht nach hinten aus, denn meine Begleitung geht an Krücken. Natürlich nehmen meine Frau und ich unser Kind zwischen uns. Damit ist der Gehsteig voll? Nicht unser Problem. Natürlich gehe ich keinen Schritt beiseite, denn wir stehen zwar vor dem Zugang zu den Einkaufswagen, aber meine Gesprächspartner*in und ich halten den gebotenen Abstand. Zueinander.
Ich first, mein*e Partner*in first, meine Familie first. Und da wundern wir uns über ein Statement "America first?"
Nein, wir sind auch nicht anders.
Das Bild entspricht einer Tafel, die ein Marktstand in München aufgestellt hat. So viel Humor tut gut.
© Brigitte Hutt April 2020